Fertigverdampfer muss man einfach nur aufschrauben, die verbrauchte Fertig Coil herausnehmen und die neue Fertig Coil richtig herum hineinstecken, fertig eben. Dann kann wieder Liquid aufgefüllt werden. Man wartet nun ein paar Minuten oder benutzt eine Zeitlang einen anderen Verdampfer, bis sich die neue Fertig Coil ausreichend mit Liquid vollgesogen hat. Dann kann es weitergehen mit dem Dampfen.
Beim Selbst Wickeln geht es – im Prinzip – nur darum sich die Coil zum Dampfen selber anzufertigen. Anfangs ist das in der Anschaffung etwas kostenintensiver als vorhandene Fertigverdampfer nur mit neuen Fertig Coils zu bestücken. Dafür braucht es nämlich ganz andere Verdampfer und Materialien.
Zum Selbst Wickeln benötigt man einen passenden Metalldraht, geeignete Watte und etwas Feinmechaniker Werkzeug. Das Werkzeug habe ich mir im Set zusammen mit meinem ersten Selbstwickel Verdampfer gekauft. Das enthält alle benötigten Pinzetten, Schraubendreher, Zangen und weitere Utensilien, die man als ‚dummer Anfänger‘ gar nicht auf dem Schirm hätte und einzeln auch garantiert nicht günstiger bekommt.

Ich will hier nicht auf einzelne Selbstwickel Verdampfer eingehen, wie bei den Fertigverdampfern ist auch hier der Markt riesig – oder war es zumindest mal, als ich damals damit anfing.
Das wichtigste Material ist dabei der eigentliche Metalldraht. Hierbei kann es nicht schaden, sich mit dem Ohm’schen Gesetz vertraut zu machen. Denn je dünner ein Draht ist, umso höher ist sein elektrischer Widerstand und dieser Widerstand ist unser Hauptkriterium beim Dampfen.
- Dünner Draht hat einen höheren Widerstand und erzeugt somit weniger Dampf, heizt aber auch schneller auf. Dickerer Draht hat einen niedrigeren Widerstand und erzeugt somit mehr Dampf, heizt aber auch langsamer auf. Im Dampfer Jargon – je dünner der Draht, umso besser MTL, je dicker umso besser DL.
- Drähte, die sich zum Dampfen eignen können auch noch aus unterschiedlichen Materialien bestehen, mit denen sich das Dampferlebnis noch verfeinern lässt. Wer eine Wissenschaft daraus machen will – da gibt es genug Leute – kann aus Edelstahl, Kanthal oder Titandrähten wählen und was es da noch so alles gibt. Alle diese Drähte haben geringfügige Unterschiede in der physikal. Dichte, was einen anderen elektrischen Widerstand ergibt und somit ein anderes Dampferlebnis.
Auf Mesh und Co. will ich gleich gar nicht eingehen. Als MTL’er habe ich mich mit diesen speziellen Drahtnetzen für DL nie befasst.
- Unser gewählter Draht wird nun über einer Metall-Lehre gewickelt. Passend zu den Abmessungen der zugehörigen Verdampfer sind dafür runde Metallstäbe von 2,5 bis 4 mm Durchmesser üblich. Diese sind in den Wickel Sets, in 0,5 mm Abstufungen, enthalten.
Je mehr Wicklungen (vgl. Windungen einer Spirale) umso höher wird der Widerstand des gesamten Drahtstücks. Fünf bis sieben Wicklungen sollten es dabei schon sein, damit das verdampfte Liquid an genügend Drahtoberfläche vorbeistreichen kann, um einen leckeren Geschmack zu erzeugen.
Plant man einen bestimmten Widerstand, muss man eben Material und Stärke des Drahts entsprechend wählen.
- Hat man sein gewickeltes Drahtstück (man kann es jetzt auch schon Coil nennen) grob an die Abmessungen seines Verdampfers angepasst, wird es in die vorgesehen Öffnungen am Verdampfer eingelegt, dort fest verschraubt und mit der Metall-Lehre mittig ausgerichtet. Dieses Prinzip ist bei nahezu allen Selbstwickel-Verdampfern gleich, unterscheidet sich mitunter aber in Variationen.
- Um Unreinheiten aus dem Walzvorgang im Stahlwerk zu beseitigen sollte die Coil, vor dem Dampfen, vorsichtig ausgeglüht werden. Dazu schraubt man seinen Verdampfer, mit eingeschraubter und trockener Coil, aber offen (ohne Deckel) auf seinen Akkuträger und betätigt den Feuerknopf bis der Draht zu glühen beginnt. Dabei sieht man auch, ob sich einzelne Wicklungen der Coil berühren, was ihren Widerstand ungewollt ändern könnte. Ist der Draht etwas abgekühlt, kann man so etwas mit einer Pinzette korrigieren. Dann wird noch ein paar Mal geglüht, bis alles passt.
- Hat die Coil nun den angepeilten Widerstand in etwa erreicht, ist man mit dem Wickeln fertig. Andernfalls kann man diese Coil als gute Übung betrachten, weg donnern und eine Neue machen…
Jetzt kommt die Wickel-Watte an die Reihe. Die gab es früher in vorgefertigten Durchmessern, passend zu den üblichsten Wickel-Durchmessern. In letzter Zeit scheinen solche Vorfertigungen aber vom Markt zu verschwinden.
- Also nimmt man sich ein Stück seiner Dampfwatte, die es natürlich auch wieder aus den unterschiedlichsten Materialien gibt. Auch wenn manche „Wissenschaftler“ auf bestimmte Materialien schwören, habe ich keine wirklich gravierenden Unterschiede feststellen können – naja, bei MTL, höre ich sie jetzt sagen – weshalb ich da nicht genauer drauf eingehen will.
Im Prinzip könnt ihr auch einen unbenutzten (!) Tampon Eurer Schwester „schlachten“ und mit der enthaltenen Watte Eure E-Zigarette bestücken…
- Die Watte wird also einigermaßen passend zurecht gezupft, etwas verzwirbelt und dann durch die Wicklung des Drahtes gezogen, bis sie an beiden Enden genügend übersteht. Wie viel das sein muss, ist vom jeweiligen Verdampfer abhängig, das muss man probieren. Außerdem gibt es zu fast jedem aktuellen Verdampfer Test-Videos im Netz, die das Handling genau beschreiben.
- Hat man die Watte ordentlich eingelegt und an seinen Verdampfer angepasst, kann der Deckel aufgeschraubt und Liquid eingefüllt werden. Wie auch beim Fertigverdampfer sollte man nun einige Zeit warten, bis sich die Watte ausreichend mit Liquid vollgesogen hat. Dann kann man los dampfen.
Wofür solchen Aufwand betreiben, fragt sich nun vielleicht Jemand. Die Antwort ist Kostenersparnis und Unabhängigkeit vom Markt oder Lieferengpässen. Die Anschaffungskosten der Hardware sind bei Fertig- und Selbstwickel-Verdampfern annähernd gleich – im jeweiligen Preissegment – und kommen i. d. R. nur einmalig vor. Der Liquidverbrauch ist Hardware-unabhängig.
- Kommt man mit modernen Fertig Coils etwa eine Woche hin, reicht eine 5er Packung gut einen Monat. Bei ca. 10 Euro je Packung sind das 120 Euro im Jahr oder 60 Coils.
- Wickeldraht gibt es minimal auf Rollen zu 3 Metern, die kostet auch knapp 10 Euro. Für eine Selbstwickel-Coil braucht man maximal 10 cm Draht, macht etwa 300 Coils.
Wickeldraht muss man auch nicht unbedingt bei Fachhändlern oder Dampfershops kaufen, mein aktueller „Kanthal KA1 Clapton“ Draht stammt von einem Versand für Maschendrahtzäune – 50 m (!) für 10 Euro.
Billige und brauchbare Watte gibt es in 1 kg Packs zu unter 10 Euro – z. B. beim Friseurbedarf – das reicht ein Leben lang. Den Fuffie für das Werkzeug hat man also schon im ersten Jahr drin.
Muss ich weiter rechnen? Ich denke nicht…